Die Proptech´s sind endlich angekommen. Im Investoren Gespräch mit Markus Ertler!

Von den ersten Schritten im Internet, bis hin zu den Proptech´s. 


Es ist Mittwochmorgen und die Sonne bahnt sich langsam aber sicher ihren Weg durch den Nebel, denn ohne Fleiß eben kein Preis. Mit der Sonne als Vorbild und ganz in PROPSTER Manier nutzen wir die Gunst der Stunde und nehmen die Treppe in den 5 Stock, genauer gesagt ins Büro von Markus Ertler. Es ist keine 48 Stunden her, da hat man Markus zum “Business Angel Of The Year” gekürt. Der Award, vom Austria Wirtschaftsservice und dem Inkubatorennetzwerk AplusB initiiert, wurde bereits zum elften Mal vergeben und diesmal an einen besonders umtriebigen Business Angel, denn sein beruflicher Werdegang und 30 Start Up-Investments und Beteiligungen an Investmentgesellschaften und Fonds sprechen eindeutig dafür. Dass Markus den Award bekommen hat erfüllt uns mit Stolz, denn wir sind eines dieser 30 Start Up´s. Für uns ist er allerdings nicht nur ein Business Angel, sondern auch eine Art Schutzengel, der stets an unserer Seite ist wenn guter Rat notwendig ist.

Während des Gesprächs merken wir, dass die Leidenschaft brodelt wenn es um das Thema Proptech geht und letztendlich gesteht er uns “Es freut mich, dass die Proptech´s endlich angekommen sind”. Mitte der 2010er Jahre erschien der Begriff und mittlerweile ist er fixer Bestandteil der Immobilienszene. Zusammengesetzt aus den Begriffen Property & Technology umfasst Proptech vereinfacht gesagt sämtliche technologischen Entwicklungen der Immobilienbranche. Dazu zählen die Einführung oder die Optimierung von Abläufen, Prozessen oder kompletten Geschäftsmodellen mit Hilfe neuester Soft- und Hardwarelösungen. Klassische Geschäftsabläufe werden in die digitale Welt verlagert und neue Geschäftsmodelle primär aus Kundensicht entwickelt. Proptech-Unternehmen führen den Offline- und den Online-Markt zusammen und verbessern durch digitale Technologien neben reinen Kosteneinsparungen vor allem die Qualität, Flexibilität und Transparenz des Leistungsangebots ihrer Kunden. Dadurch tragen sie auch zum langfristigen Erfolg von etablierten Immobilienunternehmen bei.

Doch kommen wir wieder zurück zu unserem eigentlichen Thema und somit zum Interview mit unserem Investor und Business Angel Markus Ertler.

Propster: Wie fühlt es sich an ein Business Angel zu sein, bzw. wie fühlt es sich an der Business Angel des Jahres zu sein?

Markus Ertler: Es fühlt sich sehr gut an (lächelt). Veranstaltungen mit Ehrungen sind eine tolle Möglichkeit den Scheinwerfer auf die Business Angel Szene zu lenken. Aufmerksamkeit und Erfolgsgeschichten sind genau das was wir brauchen und erzählen können um mehr Menschen mit Kapital von den Möglichkeiten die sich in der Szene bieten zu begeistern. Solche Awards ermöglichen uns „Angels“ natürlich auch eine gute mediale Präsenz die wir auf unsere Start Up’s lenken können.

Propster: Was war der ausschlaggebende Grund für das Investment in PROPSTER?

Markus Ertler: Einerseits Gründer Milan Zahradnik als unglaublich aktive, fokussierte, zielstrebige und unaufhaltsame Persönlichkeit und andererseits das super Business Modell, dass er eigentlich von Anfang an schon hatte und das absolut überzeugend war. Was ich an Gründern wirklich schätze, wenn sie auf der einen Seite sehr selbstbewusst sind und einen klaren Plan haben wohin die Reise geht, gleichzeitig aber auch Input von Investoren und erfahrenen Unternehmern aufnehmen, immer neugierig sind,  Fragen stellen und diese in ihre Überlegungen mit einfließen lassen. Also eine Mischung aus ich weiß selber was zu tun ist, aber ich höre mir die Erfahrungen von Anderen an und überlege dann ob ich es so mache. Oder eine Mischung aus dem eigenen Weg und dem des Ratgebers aber im Endeffekt treffe ich selber eine starke Entscheidung. Das hab ich bei Milan ganz besonders ausgeprägt erlebt. Eine besondere Gabe die nicht sehr viele Gründer haben, super Erfolgsgeheimnis.

Propster: Wie lange kennen sie Milan Zahradnik bereits? Erst als er Ihnen das Projekt vorgestellt hat oder bereits von früheren Zeiten.

Markus Ertler: Seinen Werdegang hatte ich bereits im Fokus in der Zeit mit Immobilien.net. Zu diesem Zeitpunkt hat er bereits erfolgreich ein Unternehmen geführt und zwar die Kommunikationsagentur Crevo. Natürlich war es in weiterer Folge ein Pluspunkt, dass Milan bereits reichlich Erfahrungen als Unternehmer gesammelt hat. Er wußte also was auf ihn zukommt. Der Unterschied ist, dass es nun in die Start Up Dimension geht, wo man in unglaublich kurzer Zeit ein bombastisches Wachstum hinlegen möchte. Diese Erfahrung gepaart mit seiner Willensstärke und der genialen Idee haben dann letztendlich zum Investment geführt.

Propster: Wo sehen sie die Zukunft von PROPSTER?

Markus Ertler: Das müsste man eigentlich den Milan fragen (lacht). PROPSTER hat tatsächlich das Potential ein richtig großer Star am Start Up Himmel zu werden. Natürlich ist es ein steiniger Weg mit viel Arbeit und vielen möglichen Abzweigungen aber das Potential ist 100% gegeben. Die Herausforderung wird sein, dieses unglaublich gute und skalierbare Business Modell mit smarter Organisationsentwicklung so aufzustellen, dass wir europaweit der Marktführer werden

Propster: 30 Start Up Beteiligungen sind eine ganz schöne Menge. Verfolgen Sie rein monetäre Ziele damit oder kann es sein, dass ihnen die Zukunft der Jugend besser gesagt Jungunternehmer irgendwie auch am Herzen liegt?.

Markus Ertler: Das ist genau das, was einen Business Angel ausmacht und ihn unterscheidet von vielen anderen Investoren und Venture-Kapitalisten. Dass wir Business Angel´s in erster Linie unsere Expertise und unser Know How in den verschiedensten Themenbereichen und unser Netzwerk einbringen. Wir sind die Ansprechperson für mehr oder weniger alle unternehmerischen und strategischen Herausforderungen,  welche frischen Gründern bevorstehen. Die Motivation der Business Angel und auch von mir im Besonderen, ist eigentlich mit, jungen und junggebliebenen Talenten gemeinsam an neuen Ideen zu arbeiten und diese dann fit für den Markt zu machen. Das macht einen riesigen Spass. Selbstverständlich ist der monetäre Aspekt nicht unwichtig aber es ist mit Sicherheit erst die dritte Motivation. Die erste ist eben junge motivierte Menschen zu unterstützen, die zweite ist die Freude daran eigene Erfahrung einzubringen und dabei auch zu lernen und die dritte auch gemeinsam wirtschaftlichen Erfolg zu haben. 

Propster: Wovon haben sie beruflich geträumt, wie kam es zur Gründung von Immobilien.net und in weiterer Folge, wieso der Ausstieg 2014?

Markus Ertler: Die Gründung von Immobillien.net wurde nicht unbedingt dem Zufall überlassen, aber es hat sich dann auch einfach so ergeben. Dadurch dass mein Vater Immobilienmakler war, wurde ich immer wieder von Studienkollegen mit der Frage nach günstigen Wohnungen konfrontiert. Diese Leads hab ich dann weitergeleitet, doch irgendwann folgte ein ernstes Gespräch mit meinem Vater. Die Studenten wollten zwar gerne die Wohnungen haben, jedoch dafür kein Maklerhonorar bezahlen und so erfuhr ich, dass mein Vater die Studenten  letztendlich nur mir zu Liebe übernahm. So konnte das natürlich nicht bleiben und ich überlegte mir eine Lösung wie mein Vater nicht gratis arbeitet und meine Studienkollegen trotzdem Wohnungen finden konnten. 1992 wurde von Vint Cerf der Grundstein für das World Wide Web gelegt, 1993 mit “Mosaik” der erste Internetbrowser erfunden und 1994 hab ich dann eine erste rudimentäre Webseite eingerichtet, die Datenbank meines Vaters angezapft und die ersten 3.000 Immobilien online gestellt. Dort befanden sich dann alle Infos und auch der Vermerk, dass eine Provision fällig ist. Die Leads von der Website waren somit deutlich qualifizierter und aus diesem Studienprojekt wurden dann Immobilien.net, welches ich mit meinem Bruder Alexander 20 Jahr lang geleitet hab.

20 Jahre sind auch eine sehr lange Zeit, wir haben mehr erreicht als wir uns am Anfang vorgestellt haben. Wir waren die ersten in Europa mit einer Immobilien Online Plattform und vermutlich sogar weltweit. Wir hatten zuletzt einen Marktanteil in Österreich von über 90 % aller professionell angebotener Immobilien. Es war ein großartige Zeit. Mein Bruder und ich sind dann an einen Punkt gelangt, wo diese Erfolgsgeschichte für uns auch gut zu ende Erzählt war und wir uns gerne neuen Aufgaben und Herausforderungen widmen wollten. Immobolienscout ist damals auf den österreichischen Markt gedrängt und wollte sich ein gutes Stück vom Kuchen holen. Das geht am besten wenn du den Marktführer kaufst. Eine Win-Win Situation für alle Beteiligten sozusagen.

Propster: Wie sehen sie die Immobranche, wie weit ist der Digitalisierungsgrad und wie wichtig ist die Rolle von Proptech Unternehmen a la PROPSTER?

Markus Ertler: Ich bin sehr erfreut über die vielen Aktivitäten und sehe die weitere Entwicklung positiv. Proptech ist ein Begriff der sich in der Branche etabliert und den man sich selbst im Zuge der digitalen Erneuerung gegeben hat und diesen auch lebt. Die Apti macht hier einen richtig guten Job, indem sie sehr viel positive Kraft und Energie in den Markt durch awareness und vielen Events einbringt, damit eben über Proptech´s gesprochen wird und jeder erkennt wie viele Startups und Investoren in dem Ökosystem schon unterwegs sind. So entsteht tatsächlich eine Art Zentrifugalkraft rund um das Thema Proptech. Das freut mich umso mehr, da die Immobilienbranche immer schon eine sehr traditionelle Branche war, die bei großen Digitalisierungsschritten stets zurückhaltend und zweifelnd war. Ich erinnere mich da auch an viele Momente aus der Zeit von Immobilien.net zurück. Die Digitalisierung der Anzeige war absolut kein leichtes Unterfangen für die viele Immobilienbetriebe. Ich bemerke aber heute auch einige Veränderungen, dass viele Unternehmen in der Immobilienindustrie darauf warten, jetzt diesen Sog und die positive Energie zu nutzen und mit diesen jungen Start Up´s zusammen zu arbeiten. Vorhersagen sind jedoch immer schwierig in einer Zeit der galoppierenden Innovation und machen auch wenig Sinn, sonst könnte man tatsächlich noch ein Geschäftsmodell daraus machen (lacht)

Propster: Sehen sie sich rein als Business Angel oder steckt auch ein bisschen ein Mäzen in Ihnen? Wenn Ja, welche kulturellen, sportlichen oder Kunstprojekte unterstützen Sie?

Markus Ertler: Ich möchte in zukunftsorientierte Ideen investieren die auch tatsächlich einen Sinn ergeben. Es muß nicht immer der höchste Gewinn sein, es können auch andere sinnstiftende Ziele sein aber am Ende des Tages muß das Startup eben auch einen ökonomisch Sinnvoll Rahmen haben! Ein Mäzen in der Startup Welt bräuchte eine richtig große Kassa und zwar eine wirklich richtig große! (lacht)

Propster: Was macht Markus Ertler gerne privat, als Ausgleich zum Berufsleben?

Markus Ertler: Ich habe immer gerne das gemacht, was ich beruflich gemacht habe. Die Idee, dringend einen Ausgleich haben zu müssen, diesen Drang hatte ich einfach nicht. Fast alles in meinem Leben hat sich immer um das Internet gedreht. Selbst wenn ich mich ablenken wollte habe ich mich mit dem Internet beschäftigt, oder  einfach was programmiert bzw. nach Erkenntnissen gesucht. Ich bin vollends zufrieden mit meinem Habitat und selbst im Urlaub ist meine Freizeitbeschäftigung, das System welches mich umgibt zu beobachten und nach Optimierungsmöglichkeiten zu suchen. Wenn zb. die Logistik im Restaurant nicht funktioniert, beobachte ich das genau und suche nach dem Fehler. Meine Leidenschaft ist es nach diesem einen Rädchen Ausschau zu halten, welches letztendlich den reibungslosen Betrieb stört. Dennoch muß ich sagen, ich bin auch sehr gerne in der Natur draußen. Ende der 90er gab es eine äußerst intensive Arbeitsphase. Da hab ich die Stadt so gut wie nicht verlassen. Als ich dann endlich rausfuhr und die ersten grünen Bäume gesehen hab, hatte ich tatsächlich Tränen der Freude in den Augen.


Propster: Sie selbst haben erwähnt, dass niemand über Misserfolge redet. Wie wichtig ist es über Misserfolge zu sprechen?

Markus Ertler: Was ich wirklich schätzen gelernt hab an der Business Angel Szene in Österreich, ist das wirklich offene Gespräch unter “Angels” möglich sind, über was gut läuft aber auch was nicht gut läuft. Die schlechten Momente, sind oft die wirklich interessanten. Jeder gibt hier eine gewisse persönliche Erfahrung preis, die wiederum demjenigen der zuhört ein guter Lehrer sein kann und ein spannender Hinweis. Bei einer HR Veranstaltung für Personalverantwortliche Führungskräfte hab ich mal gesagt “Wir können gern über jeden HR Fehler sprechen, denn ich hab sie vermutlich alle gemacht und weiß daher recht gut wie es nicht geht”. Letztendlich durfte ich sie ja auch alle ausbügeln und habe dadurch viele wichtige Erfahrungen gesammelt. Bücher die zum Erfolg führen, sind definitiv interessant zum lesen aber lernen würde man deutlich mehr aus Büchern, welche die größten Fehler beinhalten. Wer den Erfolg will sollte wissen, wie es nicht geht, weil nämlich der Erfolg individuell und für jede Person eigens herauszufinden ist. Man kann Erfolgswege leider nicht kopieren, weil ja zum richtig guten Erfolg, neben Fleiß auch Glück dazu gehört und zwar das Glück des Tüchtigen!